Haus Winkler Jerabek

bildUte Eitzenhöfer (D)

Die Botschaft der Dinge

Ute Eitzenhöfer setzt sich, philosophisch inspiriert und auf hohem intellektuellen Niveau, mit dem Phänomen Schmuck als künstlerischem Ausdrucksmittel auseinander. Sie stellt aufgrund ihres konzeptionellen Vorgehens das Schmuckstück in einen gedanklichen Kontext, der über den Aspekt des „Schmückens“ weit hinausgeht, der die Wirklichkeit von Welt forschend untersucht und daraus eigene Botschaften formuliert. Ausdrücklich bezieht sie sich auf Wittgensteins Satz „Alles was wir sehen, könnte auch anders sein.“ Und sie bezieht eindeutig Position, indem sie in der Art eines stillen Protestes den Verpackungsabfall am Ende des gesellschaftlichen Verwertungsprozesses, der vom hochwertigen weil verkaufsfördernden Eye-Catcher zum wertlosen Abfall abstürzt, vor der Vernichtung rettet, mit künstlerischen Mitteln seine immanenten poetischen Potenziale aufruft und zu einem werthaften Schmuckstück transformiert, das gleichzeitig Ausdruck und Bekenntnis einer Haltung zur Welt ist – für die Künstlerin sowie die Person, die sich damit ziert.

Ute Eitzenhöfer bejaht den Bezug zum „Schmücken“ in ihrer Arbeit prinzipiell und hinterfragt ihn zugleich kritisch insbesondere durch die Auswahl der verwendeten Materialien. Gold, Silber, Edelsteine, die traditionellen, Wert und Status, aber auch Schönheit symbolisierenden Werkstoffe im Schmuck setzt sie eher zurückhaltend, jedoch sehr pointiert ein, indem sie sie mit den Materialien der Alltagskultur kontrastiert. Dabei setzt sie sich kritisch mit der Haltung des Wegwerfens im Überfluss auseinander, indem sie üblicherweise als wertlos erachtetem Material die Ehre der Arbeit zukommen lässt und es so gleichsam rehabilitiert.

Bei ihrem Schmuck aus Kunststoff reflektiert sie allerdings nicht nur das Ausgangsmaterial hinsichtlich seiner Werthaftigkeit und hinsichtlich des gesellschaftlichen Prozesses seiner Ver- und Entwertung, sondern untersucht auch die vorfindlichen ästhetischen Qualitäten und symbolischen Botschaften, indem sie Teile, beispielsweise Verschlusskappen von Schampooflaschen herausstellt und bearbeitet. Sie entwickelt dabei eine vielschichtige Palette von symbolhaften Zeichen, die für eine philosophische, soziologische oder auch psychologische Deutung bereitstehen. Für Ute Eitzenhöfer hat beispielsweise der vergängliche Charakter des Kunststoffs, seine absehbare Auflösung und seine relativ absehbare Halbwertzeit eine herausragende Bedeutung, die sich nicht nur durch die gegebenen gesellschaftlichen Verwertungsketten darstellen, sondern die dem Kunststoff auch prinzipiell eignen. Durch die kontrastierende Kombination mit edlen, aber auch beständigen Materialien, insbesondere mit Steinen oder Gold akzentuiert sie den passageren, vergänglichen Charakter des Kunststoffs und der Kunststoffwelt, aber auch ihrer Bewohner und deren Schmucks. Das Schmuckstück als Ganzes geht in einem Prozess der Aussöhnung mit der Natur ein in den Kreislauf der natürlichen Sukzession, zurückbleiben als kostbare Zeichen der Erinnerung Edelsteine oder Gold.

Es ist eine ganzheitliche sinnliche Ebene jenseits des Wortes und auch der augenscheinlichen Wahrnehmung, die Ute Eitzenhöfer mit ihrem Werk anstrebt.

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